Dein Mitbewohner

Wir alle haben einen Mitbewohner, wir kennen ihn, es die Stimme in unseren Kopf. Es ist diese Stimme, welche zu dir spricht, bevor du Entscheidungen triffst, unter Menschen bist, wenn du über etwas nachdenkst – manchmal hört sie gar nicht auf  mit dir zu sprechen, selbst wenn du lieber einen erholsamen Schlaf genießen möchtest.

Sie ist meist ein schlechter Ratgeber, überzeugt dich allerdings in kurzer Zeit vom Gegenteil. Die meiste Zeit vertraust du ihr völlig und manchmal glaubst du auch, dass du diese Stimme bist. Eines vorweg – du bist nicht deine Stimme.

Vielleicht hast du der Stimme jetzt schon den Namen „Gedanken“ gegeben, aber weil diese für die meisten kaum fassbar sind, nennen wir die Stimme einfach unseren „Mitbewohner“.

Was macht nun dieser Mitbewohner?

Hast du dich schon mal gefragt, warum du manche Dinge, welche du mit deinen eigenen Augen in der Außenwelt wahrnimmst, interpretierst? Du siehst eine gelbe Blume, und Gedanken wie „…ah eine gelbe Blume“ ,  „…ist vielleicht ein Löwenzahn“, oder ähnliches tauchen nahezu automatisch auf  – wozu soll das gut sein? Die gedankliche Wiederholung unserer vermeintlichen Realität ist eine Art von Versicherung. Der Mitbewohner interpretiert und internalisiert die Realität, um sie für uns  „sicherer“ zu machen. (siehe NLP-Ansatz–die Landkarte ist nicht das Gebiet–) Diese Sicherheit hat allerdings ihren Preis.

Wie kann ich ihn rauswerfen?

Stell dir vor, dein Mitbewohner würde dir Ratschläge geben, vielleicht sogar Beziehungstipps…..(siehe Paul Watzlawick –die Geschichte mit dem Hammer–)…und stell dir vor, du würdest der Stimme deines Mitbewohners Glauben schenken. Lass uns das anhand eines kleinen Beispiels versinnbildlichen:

Nehmen wir mal an, deine Beziehung läuft wunderbar – alles ist perfekt. Du nimmst dir mit deinen/r Partner/Partnerin vor, einen romantischen Abend zu verbringen, ihr verabredet euch, nach der Arbeit in euren Lieblingsrestaurant in der Stadt. Du bist als erstes im besagten Restaurant und bestellst dir etwas zu trinken. Die Zeit vergeht – du wartest und wartest, dein/e Partner/in kommt nicht – du checkst dein Mobiltelefon, keine Nachricht von ihm/ihr  – auch ein kurzer Anruf bleibt unbeantwortet – dein Mitbewohner, der schon zuvor nicht gerade still gewesen ist, fängt jetzt an, dir immer mehr Variationen der Realität anzubieten…vielleicht steigt sanfter Ärger in dir auf, vollkommen berechtigt natürlich, die Begründung und die Bestätigung bekommst du ausführlich von deinem Mitbewohner geliefert…du spürst richtig wie die Emotionen deinen sonst so friedlichen Zustand verrücken….und plötzlich…steht er/sie vor dir – mit einer Entschuldigung und einen kleinen Geschenk – denn es ist euer Jahrestag, den du vollkommen vergessen hast — was sagt dir dein Mitbewohner jetzt? Wenn du einen Beziehungscoach gebucht hättest – würdest du ihn für diese Gedankenansätze bezahlen, oder würdest du ihn eher feuern?

Anhand dieses Beispiels lässt sich leicht erkennen, dass sich unser Mitbewohner nahezu alles erlauben kann, ohne irgendwelche Sanktionen befürchten zu müssen – wir lassen ihn alles durchgehen. Das ist auch verständlich, er  ist ein wahrer Meister der Interpretation und kann dich nahezu alles glauben machen.

Die schlechte Nachricht: “ wir können unseren Mitbewohner nicht einfach rauswerfen“, er gehört zu uns, aber, und jetzt kommt die gute Nachricht : „wir sind nicht unser Mitbewohner“.

Wie kann ich meinen Mitbewohner für mich nutzen?

Hast du schon mal versucht, nicht zu denken? Also keine Gedanken – ab jetzt! Wie lange hast du es durchgehalten? Nicht so lange? Der Gedanke – nicht zu denken, war übrigens auch ein Gedanke. Wie kommt man nun aus dieser Schleife heraus? Die Zauberworte hierfür sind Akzeptanz und Achtsamkeit. Akzeptiere den Teil in dir und nimm wahr, dass du nicht deine Gedanken bist! Durch Meditation und Achtsamkeitstraining kommst du Stück für Stück aus dem Dilemma heraus, wirst offener, freier und nimmst die Realität anders wahr.

Die Stärke deines Mitbewohners ist, wie schon vorher erwähnt, die Interpretation der Welt – diese Stärke kannst du natürlich nutzen z.B. um Texte wie diesen hier zu schreiben, oder andere Aufgaben zu prozessieren – nutze ihn wie ein Werkzeug, aber sei dir der Nutzung bewußt.

Fazit

Jede Art von Sicherheit hat ihren Preis. Diese Art von Sicherheitsdenken führt meist in engere Strukturen, die uns schlußendlich nur mehr wenig Bewegungsspielraum lassen (nicht nur gedanklich, sondern auch körperlich). Erkenne eingefahrene Strukturen, hinterfrage alte Muster und Gewohnheiten, sei dir deiner Selbst gewahr – so kommst du aus der Enge in die Weite und wirst dich in der Welt freier bewegen können.

 

By |2020-09-06T15:27:14+00:00September 6th, 2020|Blog, News|0 Comments
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